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Die "Letzenbergstare" boten eine Sternstunde des Chorgesangs

Schon fast drei Wochen ist es nun her, unser großes Jubiläumskonzert in der Pfarrkirche St. Juliana Malsch.

Die vielen Eindrücke während des Konzerts und vor allem auch die großartige Resonanz danach waren einfach überwältigend. Wir hatten große Freude auf der Bühne und wir hoffen, wir konnten unseren Zuhörern dieses Gefühl mitgeben.

Wer sich noch einmal einen Eindruck von der Atmosphäre des Konzerts machen möchte oder die Gelegenheit live leider verpasst hat, dem möchten wir den folgenden Artikel aus der RNZ in ungekürzter Fassung nicht vorenthalten.

 

Jubiläumskonzert zum 60-jährigen Bestehens des Vokalensembles in der Pfarrkirche St.Juliana

Malsch – rka – Sie haben ihren Namen von jenem Hügel, von dessen Kuppe man bei gutem Wetter einen wunderbaren Blick über das Kraichgauer Hügelland, den Odenwald, den Schwarzwald und die Rheinebene hat: „Die Letzenbergstare“. Dieses kleine, aber feine Vokalensemble feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Jubiläum. Stimmgewaltig und ideenreich – so ist die Chorgemeinschaft von derzeit 14 Männern bekannt durch die jährlichen Auftritte bei den Prunksitzungen, durch internationale Konzertreisen, LP-, MC- und CD-Veröffentlichungen, weltliche und kirchliche Konzerte, ein vielfältiges und umfangreiches Repertoire. Zum 60. Geburtstag wollte man den vielen Musikfreunden aus nah und fern etwas Außergewöhnliches bieten und lud zu einem Konzert in die Pfarrkirche St. Juliana ein. Um es vorweg zu sagen: Daraus wurde ein hörenswerter Konzertabend von purer Klangschönheit – eine Sternstunde des Chorgesangs.

Bereits die Programmauswahl versprach eine große Vielfalt, vom einfachen Choral über Volksweisen, geistlichen Liedern, besinnlichen Schlagern bis hin zu Gospels und Spirituals, wobei man sagen darf, dass die Verantwortlichen ein Gespür für die besondere Atmosphäre eines Kirchenraums zeigten. Dieser dankte es ihnen auch durch eine gerade für den Chorgesang ausgezeichnete Akustik. Auch der äußere Rahmen rund um den Gesang passte perfekt: Die dezent eingesetzten Lichteffekte und die auf eine Leinwand projizierten eindruckvollen Bilder. Also beste Voraussetzungen für einen 14-köpfigen Männerchor unter der präzisen Leitung von Gerold Emmerich, der in allen Vokalkompositionen mit erlesener A-Capella-Kunst und einem homogenen Chorklang beeindruckte. Die Klarheit des Gesangs, die Reinheit der Töne und die feine Durchzeichnung der einzelnen Stimmen kamen in St. Juliana vorzüglich zur Wirkung. Dazu gesellte sich eine sehr einfühlsame Klavierbegleitung durch Manfred Emmerich.

Mit der „Fuge d-Moll“ vom französischen Komponisten Claude Balbastre eröffnete der Organist Bernhard Reiß den Konzertabend und schöpfte dabei die vielfältigen Klangmöglichkeiten der Orgel von St. Juliana voll aus. Dabei ergänzten sich die Registrierungen und die formale Gestaltung sehr sinnvoll. Der Organist verstand es prächtig, die stilistisch reizvollen Kombinationen zum Klingen zu bringen. Meisterhaft gestaltete er das Filigrane des d-moll-Themas, prachtvoll brachte er die Klangfarben der Zungenregister zur Geltung. Man konnte die musikalische Struktur kaum klarer durchleuchten, die Stimmen bis hin zum Pedal kaum gleichwertiger gewichten.

Zu den Klängen des Spirituals „Good news“ zogen die „Letzenbergstare“ in die Kirche ein und wollten gleich mit und im Gesang „Gute Nachrichten“ verbreiten, um sich in die Herzen der Zuhörer zu singen, die den Raum bis auf den letzten Platz gefüllt hatten. Bei mehreren Gospels, beispielsweise „Heaven is a wunderful place“, Tears in heaven“ und „Höre mein Rufen“ zeigten sich die Letzenbergstare als einfühlsame Interpreten mit viel Gespür für die innere Spannung eines Songs, aber auch großer Sensibilität für dessen lyrische Passagen. Hier überzeugten die „Stare“ durch einen lupenreinen, homogenen Klang, gefielen vor allem durch eine differenzierte Gestaltung und kraftvolles Auftreten. Der schottische Komponist Karl Jenkins hat die Gabe, seiner Musik eine faszinierende, spirituelle Qualität zu geben, und das Vokalensemble machte aus seinem Werk „Adiemus“ mit einer unerschöpflichen Fülle von Klangeffekten ein Hörvergnügen allerersten Ranges.

Das Lied „Schau auf die Welt“ des englischen Komponisten John Rutter bringt die Dankbarkeit für die Schöpfung Gottes zum Ausdruck. Es ist Musik des 20. Jahrhunderts, die ganz in der Tradition der englischen, sakralen Musik steht. Rhythmisch prägnant, klanglich fein abgestimmt mit Querflöte und Solisten, manchmal frei jubelnd, dann wieder düster und voller reicher Harmonien präsentiert das Ensemble das eindrucksvolle Werk. Sehr gut gefallen immer wieder die sicheren, stimmlich ausgeglichenen, gut geschulten Solisten. Auch die Dirigiersprache von Gerold Emmerich ist prägnant und ohne jede Selbstdarstellung. Dadurch erreicht er höchste Präzision und feinste Nuancen. Die Letzenbergstare haben einen langen Atem, der sich auf die Zuhörer überträgt und sie gleichsam in den Klängen des „Sancta Maria“ baden lässt. Das Piano ist die große Stärke des Chors. Aber auch der dynamische Wechsel zwischen Innigkeit, Beschaulichkeit und Klangpracht belegt, dass die Männer es schaffen, Gänsehaut zu erzeugen.

Robert Jones zählt zu der Generation englischer Komponisten, die jenseits von modernen Strömungen ganz in der Tradition der englischen Orgelromantik schreiben. Sein „Arioso“, das Bernhard Reiß auf der Orgel vortrug, garantierte puren Wohlklang, wobei der Organist bei diesem teils heiter verspielten, teils tiefsinnigen Werk verschiedene Soloregister ausprobierte. „La Fiesta“ vom Komponisten Andreas Willscher ist ein sehr rhythmusbetontes Musikstück mit spanischem Flair. Bernhard Reiß präsentierte es nicht nur in makelloser Technik, sonder nauch farbig registriert, schlank, durchsichtig und tänzerisch bewegt. „Down by the Sally Gardens“ ist eine populäre irische Volksweise, die von Barbara Stroh auf ihrer Querflöte mit viel Feingefühl vorgetragen wurde. Der „Welscher Tanz“ von einem unbekannten Komponisten ist ein Musikstück der bäuerlichen und bürgerlichen Tanzmusik des 16. Jahrhunderts, das auf der Querflöte heiter und beschwingt daherkommt.

„You Raise Me Up“ („Du ermutigst mich“) ist ein inspirierender Pophit von Brendan Graham aus dem Jahre 2001, beruhend auf dem irischen Volkslied „A Londonderry Air“, den Gerold Emmerich für seine Männer gesanglich zugeschnitten hat. Diese überzeugten mit großer Ausdruckskraft und Dynamik vom feinsten Pianissimo bis zum kräftigen Fortissimo. „May It Be“ ist der Titelsong von Enya aus dem Film „Herr der Ringe“, bearbeitet ebenfalls vom Dirigenten. Er wurde von den Vokalisten mit einem weichen, homogenen Klang und einer sehr gepflegten Ausführung präsentiert. Ein Hosanna-Ruf aus Botswana ist der Ursprung des ausdrucksstarken African Gospel-Songs „Sana Sananina“. Hier ließ sich der Chor einfach von den wunderbaren Melodien, Rhythmen und von den solistischen Zwischenrufen treiben. Der Zuhörer spürte förmlich die Leichtigkeit und Lockerheit beim Singen.

Einer der größten Hits aller Zeiten ist wohl Elton Johns Song „Can You Feel The Love Tonight“, erfolgreich vertont im Disney-Film „Der König der Löwen“. Bei der Präsentation kam so mancher Zuhörer ins Schwärmen. Als Erinnerung an Udo Jürgens folgte seine „Hymne an die Zukunft“ („Ihr von Morgen“). Es ist ein eindringlicher Appell an die Menschheit – ebenso stark vom Chor vorgetragen – eine lebenswerte und friedliebende Welt zu hinterlassen. Da bauten sich ganz zarte Pianopassagen zu einem kräftigen, klangvollen Fortissimo auf.  

Beim Chorwerk „Crucifixus“ ließ sich die Dramaturgie des Gesangs kaum überbieten. Verstärkt wurde das Ganze noch durch Hintergrundbilder von Kreuzen. Dabei wurde das biblische Geschehen auf Golgotha, die Kreuzigung Christi, gesanglich nachempfunden. Durch wechselnde Tempi, dynamische Gefühlsausbrüche, Lautmalereien, melancholisch-tragische Akkorde, andächtig vorgetragene solistische Einschübe, wurde dem Zuhörer in musikalischen Bildern der Tod Christi nahegebracht. Dann hörte der Besucher erstaunt auf. Sind das nicht alpenländische Klänge? „ Weit, weit weg“ von Hubert von Goisern ist eine wunderbar ruhige, stimmungsvolle Nummer, sentimental, doch weit entfernt von jeder billigen Rührseligkeit. „When the saints go marching in“ ist ein bekanntes, in unzähligen Variationen verbreitetes geistliches Lied, das sich zu einem Evergreen entwickelt hat. In der Bearbeitung von Denis Hood erhielt jede Strophe je nach Textaussage ihren eigenen Charakter, wodurch der Zuhörer ein wahres Klang- und Stimmenfeuerwerk erlebte.

Es war ein Jubiläumskonzert, das höchsten Ansprüchen genügte und die Spannung bewahrte bis zum letzten Ton. Kein Wunder, dass sich das Publikum spontan von den Sitzen erhob, um den verdienten Beifall zu spenden. Die „Letzenbergstare“ bedankten sich ihrerseits mit „Gute Nacht, Freunde“ und „Abendfrieden“.